Damit es nicht immer so wirkt, als wäre ich der absolute Befürworter, der nichts anderes mehr kennen würde, seien mal ein paar Punkte vorher angeführt, was Liebespuppen NICHT beherrschen. Bevor ich im Text weiter mache, worauf ich dann eigentlich hinaus will. Natürlich kann eine Liebespuppe weder denken noch handeln, ist ohne Eigenantrieb damit auch unbeweglich. Sprechen und fühlen kann sie auch nicht. Natürlich kann eine Puppe somit auch nicht ihren menschlichen Partner in einem Pool oder See während einer schwülen Sommernacht zu heißem Sex im Wasser verführen. Natürlich sind auch gemeinsame echte Strandspaziergänge, Picknick oder der Besuch eines Kinosaals so gesehen nicht möglich. Der gemeinsame Gang zum Arzt oder auf ein Amt sind da ebenfalls nicht möglich, wie auch Cocktailabende in einer Bar, Tanzen in einer Disco, und der Besuch einer Weinverkostung ewig nur ein Traum, im Leben mit einer Puppe, bleiben. Bei vielen Elementen des gesellschaftlichen Lebens ist die Liebespuppe also unfähig teilzunehmen, und gar erst sich selbst dazu zu äußern, was sie gerne machen möchte. All das bekommt man freilich nur mit realen Frauen. Als Besitzer einer Puppe kann man sich auch vieles schön reden, dennoch bleibt vieles offensichtlich. Manches kann man sich mit mühevoller Eigeninitiative und einer ordentlichen Portion „Kopfkino“ so auch zusammen stellen, dass es für den Moment real wirkt. Besitzer von teuren Silikonpuppen machen deshalb vermutlich auch sehr real wirkende Fotos von diversen Szenen in der Wohnung, da dies dann so wirkt als wäre es wirklich so passiert. Und mit Fotos, wo Gesichter ohnehin starr wirken, und nicht sprechen, kann man seine Liebespuppe am besten zu einem Realwesen mutieren lassen.
Uns allen werden sehr wohl die Nachteile einer Puppe und die Vorteile einer echten Frau bekannt sein, aber man darf auch nicht außer Acht lassen, was sie uns dafür bieten, diese süßen Liebespuppen. Und hier komme ich zum eigentlichen Teil meiner Kolumne.
Die Liebespuppe ist nämlich an jener Stelle besonders stark, wo man im normalen Alltag nach dem Berufsleben zuhause ist und entspannen möchte. Bis auf gespielte Szenen, die der Anwender selbst hervorruft oder in einer anderen Geschichtsentwicklung weiter führt, ist man nämlich Herr seiner Sache und entscheidet so gut wie alles wirklich selbst. Mit einer Liebespuppe als Partnerin gibt es schon mal keine ständigen Diskussionen um den Stammtisch mit den Kumpels, oder das Saufgelage mit den Arbeitskollegen. Und es gibt auch keine Endlosgespräche mit ihr, wenn man mal einem typischen Bastler-Hobby nachgeht, das ewig andauert und einfach nie enden will. Sei es Modellbau oder Stricken, man macht solange man will, weil die Puppe einem da nicht drein reden kann, etwa dann weil wieder Zeit für Kuscheln verlangt wäre. Man sucht sich selbst aus, wann diese oder jene Dinge für einen wichtig sind. Kritiker mögen dies zwar so beurteilen, dass man an einer Puppe Herrschaft ausleben könnte, weil man das bei Frauen nicht kann und auch nicht sollte. Aber es ist, trotz all der Liebe und Aufmerksamkeit, die man einer Puppe geben kann, immer noch technisch so, dass man wirklich alleiniger Herr der Sache ist und alles selbst bestimmt. Natürlich kann man mit Kopfkino auch ein Wesen schaffen, dass einem zu irgendetwas anderem verleitet oder auch mal widerspricht. Aber das ist dann die Sache des jeweiligen Anwenders. Jedenfalls gibt es von Liebespuppen keine Kritik wenn man mal zu lange am Computer oder der Spielkonsole hängen geblieben ist oder auch ständig Überstunden in der Arbeit schieben muss.
Natürlich kann eine Puppe auch nicht beim Großputz und Aufräumen helfen, oder mit gekochtem Essen überraschen, aber dafür ist man Chef bei Einrichtungsthemen und kocht stets das was einem schmeckt. Um hier gleich mal einen weiteren Nachteil mit einem Vorteil direkt zu verknüpfen. Zwar kann eine Puppe nicht in das Einkaufszentrum mit gehen, was manchmal auch mit einer echten Frau angenehm wäre, aber es bleibt einem auch erspart, dass dies zu einem stundenlangen eher langweiligen Thema wird. Genauso vorteilhaft ist es, dass man bei einer Liebespuppe keine nervige beste Freundin, die Lieblingscousine oder sonst irgendwelche Störenfriede in Kauf nehmen muss. Natürlich ist das nicht bei allen realen Damen so ausgeprägt aber es gibt schon einige Exemplare, wo derart übertrieben werden kann, dass der Partner permanent das 5. Rad am Wagen ist. Noch mehr denn je, wenn solche Treffen auch noch regelmäßig wären, wo sich mancher Mann schon denken könnte „besser wäre, wenn die beiden zusammenziehen und ich such das weite“. Das Puppen haben nämlich in all diesen Aspekten keinen Hang zum Übertreiben. Bis auf das, was deren Liebhaber selbst investieren will, sind sie auch sehr sparsam, was Schmuck oder Kleidung betrifft.
Es gibt da mitunter noch einige Vorteile, die sich mal jeder selbst zusammenreimen kann, wenn er über die Passivität einer Puppe näher nachdenkt. Auch wenn Nachteile in speziellen Gesellschaftssituationen einzurechnen sind, so gibt es ungleich viel mehr Vorteile im normalen täglichen Alltag.
Küsschen eure Lucy